Lifestyle
Super Zlatan dirigiert sein Gefolge (© A_Lesik / shutterstock.com)
David 20.7.2017

Mit Ibrahimovic geht die Post ab!

Die schwedische Postgesellschaft brachte 2013 zu Ehren des elffachen schwedischen Fußballers des Jahres und Superkickers Zlatan Ibrahimovic fünf Sonderbriefmarken heraus. Die Zeit war anscheinend reif, da zwei Jahre zuvor seine Biografie „Jag är Zlatan“ erschienen war, die mit weit über 700.000 verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Büchern in Schweden zählte.

Ein Denkmal für einen Giganten

Fünf Zlatan Ibrahimovic Briefmarken-Motive zeigen den elffachen schwedischen Fußballer des Jahres
FünfIbrahimovic Briefmarken-Motive zeigen den elffachen schwedischen Fußballer des Jahres (© Anders Wiklund / EPA / picturedesk.com)

Die Markenkollektion war durch Vorbestellungen von über fünf Millionen Stück bereits am ersten Verkaufstag heiß begehrt und fast schon wieder Mangelware. Das Set ist für 60 Kronen – umgerechnet 6,70 Euro – zu erstehen. Drei Motive zeigen den Ausnahmestürmer beim 4:2-Testspielsieg gegen das englische Nationalteam im November 2012, bei dem „Ibrakadabra“ alle vier Treffer erzielte. Das hatte bisher noch nie ein Spieler gegen die „Three Lions“ geschafft!

Darunter war auch der akrobatische Fallrückzieher aus einer Distanz von fast 30 Metern, der in die Geschichtsbücher des Weltfußballs einging. Dieser Prachtschuss erhielt von der FIFA im Jahr darauf – weil wenige Stunden zuvor die zur Wahl stehenden Tore für das laufende Jahr bereits präsentiert worden waren – den Puskás-Preis für das schönste Tor des Jahres. Das vierte Sujet zeigt den Superstar bei einem Gruppenspiel gegen Frankreich während der Europameisterschaft 2012 in der Ukraine, die fünfte Sondermarke ziert das Konterfei des Stürmers.

Genie und Wahnsinn

Briefmarke Super Zlatan zum Kleben
Briefmarke Super Zlatan (© Swedish Post / EPA / picturedesk.com)

Kein aktiver Fußballer polarisiert wahrscheinlich so stark wie Ibrahimovic, seien es sein teilweise offen ausgetragener Streit mit seinem Trainer Pep Guardiola beim FC Barcelona, seine teilweise grenzwertigen Härteattacken auf dem Feld, sein Eigensinn beim Spiel oder seine Aussagen abseits des Rasens. Trotzdem oder gerade deshalb begeisterte die Herausgabe des Markensets Fans auf der ganzen Welt. Vor allem in Frankreich war die Nachfrage besonders groß, weil Ibrahimovic zu dieser Zeit das Trikot des französischen Erstligisten Paris Saint-Germain trug. Ein Fan soll angeblich über 1.500 Sets bestellt haben, um es an seine Freunde zu verschenken. Der Kicker selbst zeigte sich bei der Ankündigung der Markenserie höchst begeistert und meinte, dass „vielleicht die Empfänger von Rechnungen per Post in Zukunft mehr Freude verspüren“.

Vom schwedischen Ghetto in den internationalen Fußball-Olymp

Ibrahimovic Martial Arts Stil
Bei seinem Spielstil ist offensichtlich,
dass Zlatan ein Freund von Martial Arts ist (© Herbert Kratky – shutterstock.com)

Zlatan Ibrahimović (so die richtige Schreibweise) – Sohn bosnischer bzw. kroatischer Einwanderer – wurde am 3. Oktober 1981 in einer Großwohnsiedlung (Rosengård) im Stadtbezirk Ost von Malmö geboren. In seiner Jugend ließ er bereits in diversen Nachwuchsmannschaften durch sein außerordentliches Talent aufhorchen, und 1999 unterschrieb er beim Malmö FF seinen ersten Profivertrag. Zwei Jahre später wechselte er zum ersten Mal ins Ausland zu Ajax Amsterdam, einem Verein, der sich besonders durch seine einzigartige Nachwuchsarbeit in Europa verdient gemacht hatte. Gleich im ersten Jahr gewann er mit seiner Mannschaft den Meistertitel und reüssierte in der Champions League. Ajax schaffte es sogar bis ins Viertelfinale, wo gegen den AC Milan dann allerdings Schluss war.

Nach dem Gewinn des zweiten Meistertitels in der niederländischen „Eredevise“ 2004 wechselte „Ibra“, wie er auch von seinen Fans genannt wird, zum italienischen Rekordmeister Juventus Turin. Gute Leistungen in der Serie A brachten ihm sogar 2005 eine Nominierung zum Weltfußballer des Jahres ein – diesen Titel konnte er bis heute jedoch noch nicht gewinnen, und das wird ihm in seinem Alter auch nur mehr schwer möglich sein. Im gleichen Jahr wurde er aber als Schwedens Fußballer des Jahres ausgezeichnet. Zehn weitere dieser Trophäen sollten noch folgen.

Super Zlatan

Ibrahimovic beim FC Barcelona
Superstar Ibrahimovic beim FC Barcelona (© Maxisport – shutterstock.com)

Im Folgejahr musste die „Alte Dame“ (Juventus Turin) aufgrund eines Wettskandals in die Serie B zwangsabsteigen, und Ibrahimović wechselte zum Liga-Konkurrenten Inter Mailand. Drei Jahre in Folge sollte er danach maßgeblich an den Meistertitelgewinnen der Mailänder beteiligt sein. Er galt zu dieser Zeit als bestbezahlter Fußballer der Welt. 2009 wechselte er nach wochenlangen zähen Verhandlungen zum amtierenden Champions-League-Sieger FC Barcelona nach Spanien. Bei diesem Deal erhielt Inter Mailand von den Katalanen den afrikanischen Stürmerstar Samuel Etoo und kolportierte 50 Millionen Euro. Der Transfer war mit etwa 75 Millionen Gesamtwert der bis dato viertteuerste der Fußballgeschichte. Ibrahimovic erhielt einen Fünfjahresvertrag und seine Ablösesumme wurde auf unglaubliche 250 Millionen Euro festgesetzt. Als der neue schwedische Ballkünstler dem Publikum am 27. Juli 2009 präsentiert wurde, kamen rund 60.000 Zuschauer ins Camp Nou – die heilige Kathedrale des FC Barcelona.

Ibrahimovic mit Mourinho und Guardiola
Ibrahimovic mit seinem liebsten – Jose Mourinho – und seinem meist gehassten Trainer –
Pep Guardiola (© Alterphotos SC. / Action Press / picturedesk.com)

Zu Saisonbeginn spielte sich „Super Zlatan“ in die Herzen der Fans, doch mit Dauer der Saison wurde er immer schwächer und fand sich immer seltener in der Startformation. Er erzielte in 45 Pflichtspielen aber immerhin 21 Tore und lieferte 13 Assists. Durch vehemente Kritik überwarf er sich mit seinem Star-Trainer Pep Guardiola und wurde bei den Aufstellungen kaum mehr berücksichtigt. Da er in Spanien nur mehr die Bank drückte und nicht als Edelreservist in Fußballpension gehen wollte, wechselte er – dieses Mal leihweise – abermals nach Italien zum AC Milan. Seine früheren Fans vom Stadtrivalen Inter, den er erst ein Jahr zuvor für seinen Weggang nach Spanien verlassen hatte, waren verständlicherweise nicht sehr amused. Aber so ist Fußball: Früher war es Leidenschaft, bei dem auch Geschäft gemacht wurde, und heute ist es ein Geschäft, das manchmal Leiden schafft!

Der zweite Fußballfrühling

Spektakuläres Ibrahimovic-Tor
Ibrahimovics spektakuläres Tor des Jahres gegen England 2012 (© Picagency / EXPA / picturedesk.com)

Gleich im ersten Mailänder Derby erzielte er das Siegestor zum 1:0 Endstand gegen seinen alten Arbeitgeber. Der AC Milan holte in dieser Saison nach siebenjähriger Durststrecke den Meistertitel. Das war zugleich sein 9. Meistertitel und der insgesamt 17. Titel in seiner Karriere. Zur Saison 2012/13 wechselte er nach Frankreich zu Paris Saint-Germain. Bei PSG, der neue potente Geldgeber gefunden hatte und um die Krone der Champions League mitspielen wollte, glänzte Ibrahimovic wieder durch seinen technisch perfekten Fußball. Er unterhielt seine Fans mit wahnwitzigen Dribblings, Zuckerpässen und Prachtschüssen, die nicht selten im Tor landeten.

Seinen wohl spektakulärsten Treffer erzielte er im Oktober 2012, als er im Spiel gegen Olympique Marseille einen ausgeführten Eckstoß mit der Ferse fast vom Elfmeterpunkt volley in den Kasten zimmerte. In der Presse wurde das Tor „Kung-Fu-Tor“ benannt – wenig verwunderlich, wenn man weiß, dass seine zweite sportliche Leidenschaft dem Taekwondo-Sport gilt. Ein „Best of“ seiner akrobatischen Einlagen finden Sie hier.

Torschützenkönig Ibrahimovic

Fast schon klar, dass er, der auch Torschützenkönig wurde, wieder maßgeblich am Meistertitel von PSG in Frankreich beteiligt war. Dieses Kunststück sollte vier Jahre lang in Folge gelingen. Damit war er 2016 zum 13. Mal nationaler Meister (2 x Niederlande, 6 x Italien, 1 x Spanien und 4 x Frankreich).

Für PSG traf er auch in der Champions League (2013 gegen RSC Anderlecht brachte er es in nur 19 Minuten auf einen lupenreinen Hattrick und scorte noch zusätzlich in der zweiten Halbzeit beim schlussendlichen 5:0-Sieg!), und damit ist er der einzige Spieler bis dato, der für sechs verschiedene Clubs in der Königsklasse zum Torerfolg kam.

Der Herbst eines alternden Fußballgottes

Ibrahimović Blick in die Zukunft
Was bringt die Zukunft für Ibrahimovic? (© Vlad1988 – shutterstock.com)

Nachdem sein Vertrag bei Paris im Sommer 2016 ausgelaufen war, übersiedelte die Stürmerikone ablösefrei nach England zu Manchester United. Die Saison unter dem Trainer José Mourinho, den er schon aus der Serie A von Inter Mailand gut kannte, lief aber nicht so vielversprechend. Immerhin konnte ManU im Februar 2017 den englischen Ligapokal gewinnen und im Mai den Titel der UEFA Europa League. Leider konnte Ibrahimovic am Finale nicht teilnehmen, weil er sich im Viertelfinale gegen RSC Anderlecht ohne Fremdverschulden Bänderrissverletzungen im Knie zugezogen hatte und für den Rest der Saison ausgefallen war. Seine Zukunft im Profigeschäft ist mehr als ungewiss. Spekulationen zufolge könnte er in der US-amerikanischen Soccer League noch eine Saison anhängen oder dem Ruf der Millionen nach China folgen.

Immer in meinem blau-gelben Herzen ….*

Sein Länderspieldebut für die „Tre Kronor“ gab Ibrahimovic am 31. Jänner 2001. Der beidbeinige Modellathlet, der über einen harten, präzisen Schuss verfügt, extrem kopfballstark ist und durch seine sehenswerten Dribblings besticht, spielte sich innerhalb kürzester Zeit in die Liga der Superstars des Rasensports. Drei Jahre später sollte er durch einen sehenswerten Treffer bei der UEFA Europameisterschaft in Portugal beim 1:1 gegen Italien in der Gruppenphase auf den Radarschirm der Scouts der europäischen Superclubs gelangen: Verkehrt zum Tor stehend bugsierte er mit einem seitwärts ausgestellten „Ferscherl“ den Ball aus fünf Metern über die Abwehr ins Kreuzeck. Nicht verwunderlich, dass er in der Herbstsaison einen gut dotierten Vertrag vom italienischen Rekordmeister Juventus Turin bekam. Bei großen Turnieren blitzte sein fußballerisches Genie immer wieder auf, die großen Erfolge aber blieben ihm und seinen Kollegen verwehrt. Vor dem letzten Gruppenspiel gegen Belgien bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich gab Ibra seinen Rücktritt nach dem Turnier bekannt. In den 15 Jahren beim schwedischen Nationalteam erzielte er in 116 Einsätzen 62 Treffer und ist damit unangefochten Schwedens Rekordtorschütze.

Ibrahimovic Nationalmannschaft Schweden
Ibra (ganz rechts) in seiner Lieblingsrolle – in der schwedischen Nationalmannschaft, 2016 (© katatonia82 / shutterstock.com)

Trotz seiner Eskapaden und kleinen Skandälchen ist Ibrahimovic eine Ikone des Sports und der zivilen Gesellschaft in Schweden und über alle Maßen beliebt. Diese Tatsache hinterließ sogar im nationalen Sprachgebrauch seine Spuren, als 2012 das Wort „zlatanera“ (zu Deutsch: zlatanieren) – was so viel wie „stark dominieren“ bedeutet – im Schwedischen eingeführt wurde.

Und deswegen antworten viele Fußball-Affcionados auf die Frage, wer der beste Kicker der Welt sei, Messi oder Ronaldo, mit: Ibrahimovic!

* „I came from this place people call Ghetto Rosengård, conquered Sweden and made it my country. My way. I am Sweden. A huge thank you to the Swedish people – without you I would never have been able to fulfill my dreams. You will always be in my blue and yellow heart. I love you.“ (Zlatan Ibrahimovic: Facebook-Profil, vom 23. Juni 2016)

Jetzt Teilen

Das könnte Sie auch interessieren …

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Name *